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Vom Toningenieur zum Glaser
Portrait: Thomas Kleinert führt den Familienbetrieb „Glas Krötz“ in der Alten Bergstraße. Warum er einen Umzug in den Osten der Stadt plant.

Erschienen Im Landsberger Tagblatt am 04.05.2019.

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VON SILKE FELTES

Landsberg Eigentlich wollte Thomas Kleinert Tonmeister werden. Oder wenigstens zum Radio. Das eine ist am Klavier gescheitert. Das andere an Umständen, die immer wieder dazwischen gekommen sind: Das Geldverdienen als Audio-Ingenieur für Bose und nebenbei die Unterstützung der Mutter im heimischen Laden in der Alten Bergstraße. Musik in Verbindung mit Technik, das war seins. Dennoch hat er umgesattelt und arbeitet seit knapp 20 Jahren als Glaser im Familienbetrieb „Glas Krötz“. Vor sechs Jahren hat der 47-Jährige den Laden übernommen und plant demnächst die Vergrößerung des Geschäfts durch einen Umzug in die Spitalfeldstraße, oben bei der Berufsschule.

Eine Werkstatt wie beim berühmten Meister Eder: Klein, uralt, funktional und doch irgendwie gemütlich. Jedes Werkzeug hat seinen Platz und der hat sich seit 110 Jahren nicht verändert. Auf einem alten Bild sieht man Glasschneider, Kröselzange und Kittmeister, an derselben Wand hängen, an der sie noch heute fein säuberlich aufgereiht sind. 1910 hat der Urgroßvater Erhard Krötz die Glaserei eröffnet. 1948 übernahm dessen Sohn Erhard Krötz junior. 1967 steigt Tochter Monika Kleinert nach abgeschlossener Glaserlehre ein. Nach der Geburt ihres dritten Sohnes beschließt sie eine Kinderpause, die sich über 13 Jahre erstreckt, die Werkstatt – hinten zum Hexenviertel hin – fällt „in einen Dornröschenschlaf“, vorne wird an eine Fußpflegerin vermietet. Dann will sie es noch mal wissen: Monika Kleinert besucht als einzige Frau ihrer Klasse die Meisterschule in München, schafft es mit 40 und als dreifache Mutter als Jahrgangsbeste und eröffnet den Laden wieder. Sie selbst ist, so sagt sie, als junges Mädchen von ihren Eltern mehr oder weniger sanft in den Beruf gedrängt worden. Es war ihr deshalb wichtig, ihren Söhnen alle Freiheit zu lassen.

Für Thomas, ihren Mittleren, war nach dem Abitur in St. Ottilien klar: Studieren, und zwar Audio-Ingenieur. Er spielte Querflöte, Schlagzeug, besuchte Dirigentenkurse und sang als Tenor in diversen regionalen Chören. Sein großes Vorbild, der Tonmeister Wolfram Schild, „der Woschl“, bestärkte den Jungen, in diese Richtung zu gehen. „Hören, das war immer meins“, sagt Kleinert, nicht Musik oder Gesang wollte er studieren, sondern Musik in Verbindung mit Technik. Für den Beruf des Tonmeisters haperte es bei ihm dann am erforderlichen Klavierspiel, also besuchte er in München die private „School of Audio Engineering“. Es folgten zwei Jahre in Griechenland als Tonexperte für den Robinson-Club auf der Insel Kos. In den Wintermonaten half er im Betrieb der Mutter aus. Schon damals hätten viele Kunden, so erzählt Monika Kleinert, dem handwerklich geschickten Burschen eine Zukunft als Glaser bescheinigt.

Doch noch immer war Radio sein Traum. Er fing als Audiotechniker für Bose bei Saturn München an und bewarb sich nebenbei bei den großen Radiostationen. Aus drei Tagen bei Saturn wurden schnell sechs Tage und so fehlte ihm die Zeit für seine angedachte Radio-Karriere. Irgendwann, sagt Thomas Kleinert, wollte er einfach „einen kompletten und harten Schnitt“. „Wäre es euch Recht, wenn ich noch Glaser lerne“, fragte er seine völlig überraschten Eltern. Das war im Jahr 2000. Lehre und Gesellenjahre folgten und als Altgeselle mit Betriebsverantwortung erhielt er eine Ausnahmegenehmigung zur Führung der Werkstatt und des Ladens. „Das ist wie ein Meister, nur ohne die Berechtigung zur Ausbildung von Lehrlingen.“ 2013 übernahm er das Geschäft schließlich. Mutter Monika hilft seitdem im Laden aus, Sohn Thomas führt alle Arbeiten durch.

Von Glasreparaturarbeiten, Bilderrahmen und Spiegel über traditionelle Bleiverglasungen, vom Einbau von Katzentüren in Fenster, über gläserne Duschen, „wir machen alles, was mit flachem Glas zu tun hat“. Demnächst dann auch mit Parkplatz vor der Tür und großer Werkstatt. Denn die Situation im Laden in der Bergstraße ist doch arg beengt. Sowohl das Be- und Entladen wie auch das ständige Hin- und Herfahren vom Lager zur Werkstätte koste Zeit. Große Glasscheiben seien kaum noch in der kleinen Werkstatt mit den winzigen Türen zu bearbeiten, sagt Thomas Kleinert. Er freue sich schon auf den vielen Platz in der neuen Werkstatt, die etwa 220 Quadratmeter große Halle ist in Familienbesitz. Das Umzugsdatum stehe noch nicht genau fest, da der Vormieter, Fensterbau Wohlhüter, seinerseits auf einen Umzugstermin ins Gewerbegebiet Frauenwald warte.

Der alte Laden wird dann, so ist es geplant, zweigeteilt: In der Werkstatt hinten wird Beate Brettschneider ihr Lager einrichten, vorne freut sich die Künstlerin Kerstin Freibert schon auf Gestaltungsspielräume. „Es ist uns wichtig, dass der Laden nicht an eine Versicherung oder ähnliches vermietet wird, sondern in die alte Bergstraße passt“, sagt Monika Kleinert und hofft, dass zum Ende des Jahres alle Umzüge geschehen sind.

Seine Audiophilie lebt Thomas Kleinert nur noch im privaten aus. Lange könnte er über seine High-End-Audioanlage reden, den Marantz-Verstärker, den Thorens-Plattenspieler und vor allem „die Quadral Aurum Neun Boxen mit Bändchenhochtöner“. Das Fachwissen und auch das Gehör hat er heute noch. Nur die Zeit für das musikalische Engagement fehle, denn die gehört jetzt seinem Glasfachbetrieb.”

 


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